In 100 Kilometern um die Stadt!" steht auf der Homepage unserer Hansestadt. Dort findet man übrigens auch alle wichtigen Fakten und Karten. Ich erzähl derweil hier von dem was ich weiß und vor allem was ich erlebt hab...
Hamburgs gebauter Stadtkern ist von gleich zwei grünen Ringen umgeben. In 8 Etappen umrundet der 2. Grüne Ring auf 100 km die innere Stadt. In etwa acht bis zehn Kilometern Entfernung vom Rathaus verläuft die Strecke. In anderen Großstädten gibt es diese "grünen Ringe" auch. Aber im Gegensatz zu Hamburg liegen diese überwiegend in der freien Landschaft um die jeweilige Stadt herum.
Von der ersten Etappe an hat mich die Vielfalt unserer Stadt beeindruckt. Dass "meine Stadt" unglaublich grün ist, wusste ich ja schon lang, aber das was ich auf dem Grünen Ring zu sehen bekommen habe, hat mich noch mal ganz neu in Hamburg verknallen lassen. Ich lüge nicht wenn ich sage, dass Hamburg die schönste Stadt der Welt ist - für mich...
4 Wochen lang bin ich an den Wochenenden aufgebrochen und konnte die verschiedensten Landschaftstypen erleben: von Parkanlagen über Waldgebiete und Kulturlandschaften bis hin zu Naturschutzgebieten, Flüssen und Seen. Im Norden der Stadt sind es vorwiegend Parks, Kleingartenparks und Wald, im südöstlichen und südwestlichen Teil landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaften der Marsch mit Grünland, Blumen- und Gemüseanbau sowie Obstplantagen. Im Frühling bin ich gestartet und in den beginnenden Sommer hineingelaufen. Eines meiner liebsten Wandererlebnisse und heute möchte ich es teilen mit euch!
April 2021
Hinter mir liegt ein langer Coronawinter. Weihnachten hatten wir im Lockdown verbracht. Die sich an Weihnachten anschließenden Geburtstage von Stine und mir im Januar auch… Viel Zeit also um Abenteuerpotcasts zu hören, Reisegeschichten zu lesen und „How to…“-Videos zu gucken. Ich hatte neue Flausen entwickelt, ein neues „Projekt“ war in meinem Kopf entstanden und ich wartete sehnsüchtig darauf, ihn umsetzen zu können. Aus Winterstadtspaziergängen konnten endlich wieder Wanderungen werden. Immer wieder war ich beim „Stadtwandern“ in den vergangenen Monaten über die Wegweiser des “Grünen Rings“ gestolpert und wie von magischer Hand lag eines Tages im April 2021 ein Paket Wanderkarten zum Grünen Ring vor meiner Wohnungstür. Meine Nachbarn hatten diese entdeckt, an mich gedacht und sie mir mitgebracht. Und so wurde daraus ein Vorbereitungsprojekt - für meine erste anstehende Weitwanderung wollte ich den Hamburger Frühling nutzen um zu trainieren...
Auch wenn ich ein Quiddje (wird im Hamburger Raum gerne spöttisch benutzt für Zugezogene, “Hochdeutschsprechende“ oder einfach Menschen, die einen für Hamburg fremdklingenden deutschen Dialekt sprechen) bin, behaupte ich von mir, dass ich Hamburgerin bin. Ich fühle die Attitude der Stadt - rau und direkt, bunt und weltoffen, laut, aber selten rotzig, Altonaer Hipsterstyle, Eppendorfer Chic, Bramfelder Gutbürgerlichkeit, Alstervillen und Flughafenruß - ich kann mich mit allem identifizieren. Ich liebe diese „sortierte“ Stadt. Ich bin in Potsdam erwachsen geworden. Wir haben gern dort gelebt. Bis heute finde ich, dass sie eine der lebenswertesten Städte Deutschlands ist. Die Challenge eine Stadt zu finden, die mit Potsdam mithalten kann, war gar nicht so einfach.
Ich hätte es nicht besser für uns entscheiden können „damals“. Stine und ich sind hier durch und durch zuhause. Inzwischen wohnen wir mittendrin in der Stadt und lieben es. So sehr es mich immer und immer wieder in die Welt oder aufs Land zieht… ich werde mein Leben lang ein Stadtkind sein. Schon als Jugendliche nutzte ich jede Gelegenheit nach Berlin zu fahren - ich wuchs in einer Kleinstadt nahe Berlin im Brandenburgischen auf. Wenn ich dann meine große Schwester in Berlin besuchte, bekam ich nie genug von dem Großstadtleben. Nachts stand ich fasziniert am Fenster und blickte auf die Großstadtlichter, auf die Stadt die nicht zu schlafen schien. Später wohnte ich selbst eine Weile in Berlin. Bis heute komme ich gern zurück nach Berlin - mein Zuhause wurde es aber nicht. Obwohl ich selbst so viel Rotzigkeit in mir trage, halte ich es in Berlin nicht lang aus. Hamburg funktioniert irgendwie anders. Die Zuneigung von echten Hamburger:inneren muss man sich eh hart erarbeiten. In meiner Wahrnehmung lassen sie dich das auch spüren, möchten dich erstmal kennenlernen. Mit Vorschußlorbeeren hält man sich hier sehr zurück. Zu Beginn unserer Zeit in Hamburg konnte ich mit dem direkten und „norddeutschen„ Humor eher schwer umgehen. Heute weiß ich ihn einzusortieren. Man weiß einfach auf eine gute Art, woran man ist mit Hamburg. Und so ist’s mit dem Wetter ja auch in meiner Stadt. Keine Stadt leuchtet schöner grau in grau als Hamburg.
Aber sie leuchtet eben auch grün. Wenn man nur ein einziges Mal hochsteigt - z.B. auf den Michel, dann bestätigt einem der Blick, was man „von unten“ vermutet - diese „Perle“, wie die Hamburger:innen ihre Stadt liebevoll nennen, ist grün - unfassbar grün. So bietet sie eben Großstadtpflanzen wie mir die Möglichkeit auch innerhalb der Stadtgrenzen draußen zu sein. Und das ist nur einer der Gründe warum ich mich hier wirklich sofort zuhause gefühlt habe. Und dann ist da noch die Elbe. Dieser Fluß, der sich durch unsere Republik schlängelt, der Schiffe aus der ganzen Welt zu uns in den Hafen hineinspült und wieder hinaus. Dort beginnt auch die erste Etappe des Grünen Rings - direkt an der Elbe…
1. Etappe: Anleger Teufelsbrück - Stellingen
Mai 2021
Am Vorplatz zum Anleger Teufelsbrück mache ich ein Beweisselfie und gehe los. Ich bin noch keinen Kilometer unterwegs und staune bereits was sich im Hinterland des Elbanlegers bisher für meine Augen versteckt gehalten hat. Schon oft war ich hier in Teufelsbrück, aber bisher hatte ich meine Aufmerksamkeit immer der Elbe und seinem direkten Uferweg geschenkt. Aber direkt hinter der Elbchaussee beginnt der Wesselhöfftpark mit einem wunderschönen alten Baumbestand. Die in voller Blüte stehenden Magnolien ziehen mich magisch an, ihre Blüten sind so groß wie meine Hände. Ich durchquere Klein Flottbek weiter durch den Westerpark, wechsel am Loki-Schmidt-Garten entlang in den Lise-Meitner-Park hinüber in den Altonaer Volkspark. In keinem einzigen dieser Parks war ich jemals zuvor. Ich bin wirklich restlos begeistert, dass ich quasi 10 km durch Hamburg fast ausschließlich durch Parkanlagen gewandert bin.
Mir sind 10 km für mein „Training“ zu wenig und so suche ich mir einen Weg von Stellingen zurück nach Hause. Weitere 4 km durch die Stadt. Zuhause angekommen brenne ich für dieses neue Projekt und gemeinsam mit den Nachbarn, die mir die Wanderkarten mitgebracht haben überlegen wir in den kommenden Wochentagen, dass es doch auch einen „grüneren„ Weg zurück durch die Stadt geben muss, um am kommenden Wochenende wieder in die nächste Etappe einsteigen zu können…
2. Etappe: Stellingen - Ohlsdorf (13 km)
…gibt es. Direkt hinter dem Rewe in meiner Hood, tauche ich ein in das Hamburger Kleingartenleben.
Das ist doch verrückt. Warum ist mir das denn vorher noch nie aufgefallen? Bevor ich überhaupt bei meinem Etappenstart ankomme, habe ich unzählige Kleingartenanlagen durchquert. Und das wird mich auf dem kompletten Grünen Ring weiterhin begleiten - die Vielfalt der Hamburger Kleingartenanlagen. In Stellingen angekommen, starte ich die Etappe entlang des schmalen Gewässerlaufs der Düngelau, der mich durch den wunderschönen Eidelstedter Sola-Bonn-Park führt. Habt Ihr noch nie gehört vorher? Ich auch nicht. Im englischen Landschaftsstil von einem Pastor angelegt, diente er zwischenzeitlich als Lustgarten einer Wasserheilanstalt. Über den Kollauwanderweg entlang lerne ich, dass hier in der Eidelstedter Feldmark bis heute mitten in der Stadt Landwirtschaft betrieben wird. Mein Weg führt mich direkt ins Niendorfer Gehege. Asche auf mein Haupt. In mehr als 10 Jahren Hamburg, ist es mein „erstes Mal“. Das Niendorfer Gehege besteht aus 150 Hektar Wald und ist damit Eimsbüttels größeres Naherholungsgebiet. Auf 15 km Wanderwegen kann man es erkunden. Heraus aus dem Niendorfer Gehege habe ich Orientierungsschwierigkeiten, der Ring ist hier nicht sooo gut markiert und ich verzettel mich, einen Kilometer weiter gleich ein weiteres Mal. Aber dann komme ich am Alsterlauf an und den kenne ich gut. Noch ein paar Kilometer entlang des Laufes, zuerst auf der einen Uferseite und dann auf der anderen, komme ich nach mehr als 20 km in Ohlsdorf direkt am S-Bahnhof an.
Vor allem die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr begeistern mich an diesem Projekt. So ist es easy am kommenden Wochenende zurückzukehren nach Ohlsdorf…
3. und 4. Etappe: Ohlsdorf - Jenfeld - Mittlerer Landweg (14 + 12 km)
Für den anstehenden Wandertag hab ich mir viel vorgenommen. Inzwischen sind es nur noch 2 Wochen bis zu meinem eigentlichen Projekt - meiner ersten Weitwanderung. Bereits auf den ersten zwei Etappen habe ich den Ursprungsgedanken des Vorbereitungsprojektes „Grüner Ring“ abgelegt. Das hier ist so zauberhaft, dass es nicht nur ein Nebenprodukt sein soll. Deshalb möchte ich es gern abschließen, bevor ich was „Neues“ anfange. Außerdem bin ich inzwischen so sehr neugierig darauf, was mich auf den weiteren Etappen des „Grünen Rings“ erwartet, dass ich von Montag bis Freitag daraufhin fiebere, dass das Wochenende kommt.
Ich breche früh auf an diesem Maisamstag, denn mich erwarten viele Kilometer. Ich weiß sehr gut, dass alles über 20 km sehr herausfordernd für mich ist. Nach hinten raus benötige ich Luft für Pausen. So starte ich um 7:30 Uhr in Ohlsdorf und gehe durch das schmiedeeiserne Tor des größten Parkfriedhofs der Welt, dem Ohlsdorfer Friedhof. Ich kenne ihn gut.
Die ersten 11 Jahre unserer Hamburger Zeit haben wir in Bramfeld - in direkter Nachbarschaft zum Ohlsdorfer Friedhof gelebt. Er ist ein Gartendenkmal und bildet mit seinen Grabmonumenten, Kapellen, Mausoleen in einer einzigartigen Parklandschaft einen besonderen Ort. Meine Lieblingsjahreszeit für den Ohlsdorfer Friedhof ist genau jetzt. Ende Mai/Anfang Juni stehen die unzähligen alten Rhododendrenbüsche in vollster Blüte aller erdenklicher Farben. Und obwohl ich den Parkfriedhof so gut kenne, führt mich der Wanderweg des Grünen Rings durch eine mir unbekannte Ecke, direkt zum hinteren Ufer des Bramfelder Sees. Heimatgefühle kommen auf. DAS Bramfelder Naherholungsgebiet, hier habe ich schon viel Zeit verbracht. Vom See aus wechsel ich ans Ufer der Seebek und weiter zur Osterbek. An der Trabrennbahn Farmsen vorbei, komme ich über Tonndorf nach Jenfeld. Hier beginnt die nächste Etappe, die ich heute direkt anschließe…
Nicht weit und ich lande direkt beim ersten Highlight der Etappe 4: dem Öjendorfer Park.
Auch den kenne ich sehr gut, zu wirklich allen Jahreszeiten. Wenn in Hamburg mal Schnee liegt, kann man hier sogar rodeln. In unserem ersten Hamburgwinter war es klirrend kalt, so dass der Öjendorfer See gefroren war und wir so viel Schwung nehmen konnten mit dem Schlitten, dass wir auf dem Eis „ausrodeln„ konnten. Heute scheint die Sonne, viele Familien sind im Park unterwegs. Im Sommer kann man im See auch baden. Viele kommen für Picknicks in den im Osten Hamburgs gelegenen Park.
Das Südende des Parks grenzt direkt an Billstedt. Sag nochmal jemand Billstedt ist nicht schön. Flachs. Meine Freude hält leider nicht lang - der Weg führt kurze Zeit später direkt an der B5 entlang, eine Schnellstrasse. Ein echtes Fleißstück. Aber nachdem ich die Schnellstraße hinter mir lassen kann, noch die Autobahn gequert habe, komme ich direkt in die Boberger Niederung. Und auch hier bin ich das erste Mal, seitdem ich in Hamburg lebe. Sie ist eines der artenreichsten Naturschutzgebiete Hamburgs und bietet unglaublich viel auf kleinem Raum: Binnendünen, eine Heidefläche, den Boberger See, in dem man baden kann und einen Segelflugplatz. An seinem Rand suche ich mir einen Pausenplatz unter einer alten Eiche und schaue bei Energybällchen und Kaffee zu, wie ein Segelflieger nach dem anderen in die Lüfte„geschleppt“ wird. Zurück auf meinem Weg ziehen Wolken auf, ich ziehe das Tempo an, was mir nach mehr als 22 km inzwischen nicht so leicht fällt. Noch ein paar Kilometer durch das Marschland der Billwerder Kulturlandschaft und ich komme an meinem Ziel, dem S-Bahnhof „Mittlerer Landweg“ an - trocken. Auf dem Weg in der Bahn nach Hause fängt es an in Strömen zu regnen. Ich sag’s ja immer wieder: „Der frühe Vogel fängt den dicksten Wurm!“.
5. und 6. Etappe: Mittlerer Landweg - Veddel - Stillhorner Hauptdeich (14 + 9 km)
6 Tage später bin ich zurück am S-Bahnhof bei allerschönstem Maiwetter. Auch für heute habe ich mir 2 Etappen vorgenommen.
Dieser Abschnitt des Grünen Rings ist geprägt von Wasser und Grün. In der Beschreibung steht: „Parks und Naturschutzgebiete reihen sich wie eine Perlenkette entlang der Doveelbe und der Norderelbe aneinander.“
Und genauso ist es. Endlich versteh ich das System Norder-, Süder- und Doveelbe.
Zügig erreiche ich den Eichbaumsee. Ich kenne ihn bereits, da er ein einzigartiges Wassersportzentrum bietet. Ich bin hier schon mit dem SUP unterwegs gewesen. Entlang der Doveelbe „arbeite“ ich mich zum Holzhafen. Ja, ARBEITE. Ich geb’s zu. Entlang der Elbdeiche zu wandern ist nicht meine Lieblingsdisziplin. Man läuft und läuft, aber man hat das Gefühl nicht näher zu kommen, an was auch immer. Aber irgendwann hab ich’s, quere die Elbinsel und Industriedenkmal der Hamburger Wasserversorgung Kaltehofe und komme an einem meiner absoluten Hamburger Lieblingsplätze, dem Elbpark Entenwerder und seinem dort beheimateten Café „Entenwerder 1“an. Ich bin zu früh, es hat noch geschlossen. Aber ich habe köstlichstes Wanderfrühstück in meinem Rucksack und genieße Vollkornbrote mit Quark und frischen Sprossen.
Eine perfekte Motivationshilfe für das sich anschließende Stück der Etappe hinüber zur Veddel durch Straßenzüge.
Auf der Veddel leben viele Menschen mit unterschiedlichsten Herkünften. Ein Schmelztiegel der Nationalitäten. Vorbei an Männercafes erreiche ich den Endpunk der Etappe und starte direkt durch in die sich anschließende 6. Etappe.
Die Hövelpromenade führt entlang des Ufers der „Tauben Elbe“, wie die Dove Elbe übersetzt aus dem Niederdeutschen heißt. Entlang an Erlen und Seerosenteichen entwickel ich eine absolute Begeisterung für diese Gegend. Ich hatte nicht gewußt, wie schön es hier ist. Vorbei an der Windmühle Johanna durchwandere ich den ländlichen Teil der Elbinsel Wilhelmsburg, der geprägt ist durch Landwirtschaft, Ländereien und dörfliches Leben. Kurz nachdem der Ring auf die Norderelbe zuläuft, knickt er ab und führt zum Ende der Etappe, dem Stillhorner Hauptdeich.
Wer noch Lust hat ein paar Schritte weiter zu gehen, dem möchte ich einen Abstecher zum Naturschutzgebiet Heuckenlock ans Herz legen. Es ist eines meiner Lieblingsnaturschutzgebiete im Hamburger Raum. Direkt im Stromspaltungsgebiet der Elbe liegt einer der letzten Tideauenwälder Europas. Dieses einmalige Naturschutzgebiet ist nicht nur ein wichtiger Brut- und Rastplatz für Vögel, sondern bietet eine wahnsinnige Pflanzenvielfalt. Unter den etwa 700 Pflanzenarten gibt es auch einige Raritäten. Übrigens der Bärlauch im Heuckenlock ist ausschließlich den Fasanen vorbehalten, denn in Naturschutzgebieten dürfen wir keine Pflanzen pflücken. Ich stell mir immer vor, dass bei den Heuckenlockfasanen das Fleisch durch den Bärlauchkonsum grün ist, so wie das gelbe Fleisch bei Maispoularden :-)
7. Etappe: Stillhorner Hauptdeich - Heimfeld (13 km)
Eine Woche später… zurück in Wilhelmsburg fahre ich mit dem Bus zum Deich und überquere zu Beginn der Etappe die Süderelbe. Die Schafsherde direkt neben dem Weg machts ein wenig ländlicher, obwohl ich entlang der A1 die Brücke passiere. Von ihr habe ich jedoch einen schönen Blick hinunter auf das Heuckenlock von der Wasserseite aus. Wieder runter von der Brücke unterlaufe ich sie hinüber Richtung Naturschutzgebiet Schweensand. Dort beginnt (mal wieder) eine Kleingartensiedlung. Wie unterschiedlich sich die „Charaktere“ dieser Kleingartenanlagen zeigen, je nachdem in welchem Stadtteil sie sich befinden, ist eine der für mich interessantesten Erkenntnisse meiner Wanderungen auf dem Grünen Ring. Auf der anderen Seite der Siedlung erreiche ich den Neuländer See mit seiner Wasserskianlage. Durch weitere Kleingartenanlagen komme ich nach Harburg. Der Grüne Ring führt natürlich direkt durch den Harburger Stadtpark. Ich gebe ehrlich zu, dass ich in all den Jahren irgendwie keine sonderliche Sympathie für Harburg entwickeln konnte und daran ändert auch das Absolvieren dieser 7. Etappe nichts. Sorry Harburg.
Nachdem gerade noch in den Kleingartenanlage in Wilhelmsburg die Deutschlandflaggen geweht haben und ich mir dazu so meine Gedanken gemacht hab, wehen jetzt in der Kleingartenanlage im Göhlbachtal in Eißendorf (Heimfeld) die türkischen Flaggen.
Kurz vor dem Heimfelder Holz und seinem dort beheimateten Meyers Park beende ich etwas früher die Etappe, weil es praktischer ist für die Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr. Aber ich komme morgen direkt wieder. Es ist mein letztes Wochenende bevor ich aufbreche mit dem großen Rucksack und Übernachtungsstuff um 5 Tage am Stück draussen zu bleiben. Also eine erste kleine Übung nicht nur einen Tag unterwegs zu sein…
8. Etappe: Heimfeld - Finkenwerder (15 km)
Meine letzte Etappe auf dem Grünen Ring.
Und sie beginnt für mich mit einem Paukenschlag. (Eigentlich gehört der Meyers Park noch zu Etappe 7...) Ein Dach aus Buchenkronen nimmt mich in sein frisches Frühlingsgrün auf. Ich liebe es in Buchenwäldern unterwegs zu sein. An diesem Tag hab ich ein Kopfthema im Gepäck und es tröstet mich ungemein diese Minuten unter dem schützenden Dach unterwegs sein zu können. Nichts gibt mir mehr da draußen…
Ich wechsel die Seite der B73 hinüber nach Moorburg und komme ins Alte Land. Das Alte Land ist das größte geschlossene Obstanbaugebiet Mitteleuropas. 14.300 Ha Obstbäume, ein drittel davon Äpfel, der Rest Kirschen. Der Grüne Ring zieht sich durch die Süderelbmarsch, welche zu den wichtigsten Wasserschutzgebieten Hamburgs zählt. Der Mai ist fast vorüber, es liegt bereits Sommer in der Luft, die Wiesen blühen, der Himmel strahlt in schönstem blau - meine Güte - wie schön Hamburg hier ist. Noch ein kurzer Abstecher zum Köhlfleet zur Endstation der 62er Hafenfähre. Zwischen den Landungsbrücken und dem Anleger „Finkenwerder“ verkehrt der HVV (Hamburger ÖPNV) im Linienverkehr, alle 15 Minuten setzt eine Fähre hinüber und das ganze zum ÖPNV-Tarif. Nur Touristen buchen eine Hafenrundfahrt ;-) Der Weg führt weiter zum Steendiekkanal, von wo aus ich das Ziel schon fast sehen kann. Ich umrunde den Kanal und gelange in den Finkenwerder Rüschpark. Am Anleger „Rüschpark“ steige ich auf eine weitere Fähre des HVV und setze auf ihr rüber auf die andere Elbseite zum Anleger Teufelsbrück.
4 Sonntage später bin ich beim Startpunkt angelangt, habe den Ring geschlossen. 6 Wandertage durch das Stadtgebiet Hamburgs. 100 km in den Beinen. Nur ein paar Stunden entfernt von dem Start meiner ersten Weitwanderung. Bis heute bin ich absoluter Fan vom Hamburger Grünen Ring.
In meinen Instagram Story-Highlights habe ich alle Etappen abgespeichert - könnt ihr quasi nochmal mitlaufen, bevor Ihr selbst die Wanderschuhe schnürt…
Es wird grad wieder April, just saying.
Ich verleihe gern meine Wanderkarten zum Hamburger Grünen Ring. Schreibt mir einfach!
Herausgeber des Wanderkarten-Sets ist übrigens die Behörde für Umwelt und Energie Hamburg - alles von unseren Steuergeldern… Grossartig, oder?!
Ach liebe Antje, deine Berichte sind so wunderbar inspirierend, da hält es mich so gar nicht auf dem Sofa. Hab direkt die Karten angefordert bei der Behörde, in der Hoffnung, dass sie sie schicken. Deine Wanderungen mache ich also so mehr oder weniger umgekehrt :.-D habe ja mit der Alpenüberquerung im Grunde aus dem Nichts angefangen, danach ein paar Etappen Heidschnuckenweg, immer mal wieder auch Touren im Hamburger Umland, letztes Jahr dann den Ostseewanderweg von Rerik nach Piero, dieses Jahr gehts für mich von Travemünde nach Wismar :-) Große Vorfreude und Riesen Dank dafür, dass Du all Deine traumhaften Erfahrungen mit uns teilst! ❤️ Sarah