Meine Güte, ich habs laut ausgesprochen, denn manche Dinge nehmen Gestalt an, wenn wir sie laut aussprechen:
Ich plane den Arctic Circle Trail zu gehen - allein, zu Fuß, mit dem Rucksack und mit allem dabei, was ich unterwegs benötigen werde.
Denn - unterwegs gibt es keine Infrastruktur. Ich komme durch keinen Ort, keine Siedlung, es wird kein Geschäft unterwegs geben um mich zu versorgen. Einzig ein paar unbewirtschaftete Hütten hält der Weg bereit. Das bedeutet, alles was ich für mich zum Schlafen und zum essen benötig, trage ich von Beginn an mit mir und es muss soviel sein, dass ich den kompletten Weg damit absolvieren kann, also extra Tage inbegriffen bei besonderen Wetterlagen oder ähnlichem.
Ich werde auf meine geliebte Hängematte verzichten müssen, denn es gibt keine Bäume in Grönland.
Klingt alles ganz schön herausfordernd, oder?! Find ich auch…
Als ich im Mai vergangenen Jahres online über den Artikel im Globetrotter-Blog "gestolpert" bin, war ich direkt angefixt. Ich teilte den Artikel sofort in meiner Instagram-Story und heute bildet er die Basis für meine Vorbereitungen.
Der Arctic Circle Trail (ACT)…
…wird mich von der Kante des Inlandeises an der (noch) größten eisfreien Fläche Grönlands bis zur Westküste Grönlands führen. Von Kangerlussuaq nach Sissimiut.
Er ist einer der schönsten Weitwanderwege der Welt. Der Name entstammt seiner Nähe zum Polarkreis, denn er verläuft etwa 100 km oberhalb, weshalb der Trail schon lange „Polarroute„ genannt wird.
Der Trail ist etwa 160 km lang und ich ahne dass „Weg“ etwas zu hoch gegriffen ist als Bezeichnung, da es wohl nicht den "klassischen Weg" gibt, wie ich es gewohnt bin auf meinen Wanderungen. Ich gehe davon aus, dass ich mich zu weiten Teilen selbstständig orientieren muss - mit Kompass, Karte und GPS. Das habe ich bisher noch nie machen müssen und wird deshalb eines der großen „To Do‘s“ in der Vorbereitung auf meine „Expedition“ (warum ich es Expedition nenne, erzähl ich später mal) werden. Die Steigerungen im Wegverlauf sind moderat bei insgesamt etwa 3000 Hm.
Durch seine Abgeschiedenheit wird es - davon gehe ich aus - keinen Telefon- und Internet-Empfang geben. Sollte mir also unterwegs etwas passieren bin ich a) auf mich gestellt und b) ich werde mich verständigen können müssen, wofür ich entweder ein Satellitentelefon mitführen oder ein GPS-Kommunikationssystem, um einen Notruf absetzen zu können.
Vorbereitung ist alles…
…viele Dinge gilt es zu wissen. Für mich gehört die Vorbereitungzseit immer auch irgendwie schon zur Wanderung dazu. Ich liebe es mich in Literatur zu vertiefen, Karten zu studieren, Dokumentationen zu schauen, Bilder sauge ich in mich auf. Einzig - die Geschichten von denen, die das bereits gemacht haben - die möchte ich nicht hören. Ich möchte mich vorab soweit informieren, wie ich es für meine Vorbereitung für notwendig erachte - mehr nicht. Lieber nicht zu viel, nicht dass ich anfange zu zweifeln. Die kommen eh rechtzeitig vorher von allein. Die Zweifel. Meine Güte, was haben die mich geplagt, bevor ich zu meiner Alpenüberquerung aufgebrochen bin. Zwei Wochen lang hab ich gegen sie angekämpft bis ich verstanden hab, dass ich sie mitnehmen werde auf den Weg. Das Projekt ACT ist so viel größer als die Alpenüberquerung…
Ich bin gern mit mir allein...
...rede ja immer großmütig davon, wie gut ich es mit mir selbst aushalte. Aber das ist ehrlich gesagt nur halbwahr. Zu meinem Partner und zu Stine habe ich stetig auf all meinen Wanderungen und Reisen Kontakt. Bei Instagram bleibe ich immer in Verbindung mit meinen Follower:innen. Das allererste Mal offline seit Jahren, war ich auf einer Etappe der Alpenüberquerung und das fühlte sich wirklich sehr ungewohnt an. Stine machte sich schreckliche Sorgen um mich, weil sie mich nicht erreichen konnte. Das hat was gemacht mit mir in Bezug auf mein Mutterdasein einer erwachsenen Tochter. Ich bleib nämlich eine ihrer wichtigsten Bezugspersonen. Für immer.
So hat sich in den letzten Wochen ein Gedanke immer mehr in meinen Überlegungen zum ACT entwickelt: Wie ist es, wenn ich mal wirklich komplett mit mir bin? Wenn ich nicht bunte Stories meines Tages in die Instabubble pusten kann, auf die Beifall, Respektsbekundungen und Herzchen folgen? Halte ich es dann immer noch so gut mit mir aus? Halte ich MICH dann aus? Reicht mir dann mein eigener Applaus, mein Respekt mir selbst gegenüber?
In den kommenden Wochen werde ich GPS-Schulungen absolvieren, ich werde lernen mit dem Kompass zu gehen, ich werde üben im Zelt zu schlafen, es aufzubauen - auch bei schwierigen Wetterlagen. Ich werde draussen sein. Viel.
Ich werde mein Equipment upgraden müssen. Dafür habe ich den perfekten Partner an meiner Seite. Und glaubt mir - das macht mir so ein fettes Grinsen in mein Gesicht. Darüber werde ich erzählen. In den kommenden Wochen. Ich versprechs. Vor allem weil da noch so viel mehr drin steckt als „nur“ die Grönland-Vorbereitung.
Ach und… ich werde die Gelegenheit nutzen, wenn ich bereits in Grönland bin noch zwei Punkte auf meiner Bucketliste ansteuern. Ich plane nach meiner Ankunft in Sisimiut weiter nördlich zu reisen - in die Diskobucht. Und allein während ich das schreibe, wächst der Kloß in meinem Hals... habt Ihr schon mal Bilder von dort gesehen? In der Buffin Bay liegt die Diskoinsel, unterhalb davon die Diskobucht mit Eisbergen. Das will ich sehen. Und man hat eine große Chance Wale zu beobachten - das steht schon so lang auf meiner Wunschliste.
In ziemlich genau 4 Monaten geht es los. Von Hamburg aus fahre ich nach Kopenhagen, von wo aus ich nach Kangerlussuaq fliegen werde, um dort meine letzten Vorbereitungen zu erledigen. Danach laufe ich los. Ich habe dann 12 Tage Zeit in Sisimiut anzukommen...
Ihr wollt erfahren, wie ich mich vorbereite, was alles noch angeschafft werden muss und ob ich wirklich ein Zelt aufbauen kann? Dann abonniert meinen Blog, so verpasst Ihr einfach nichts…
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